Gastbeitrag: Einblick in den Alltag eines Hamburger Werbefotografen

Gastbeitrag: Einblick in den Alltag eines Hamburger Werbefotografen

Ich bin Miguel und absolviere bei Herrn Classen ein drei Monate andauerndes Schülerpraktikum.
Die Fotografie ist meine große Leidenschaft. Daher war es mein Wunsch, den Alltag eines professionellen Fotografen unter realen Bedingungen zu erleben. Bei meiner Recherche nach einem interessanten Fotografen in Hamburg bin ich auf die Webseite von Herrn Classen aufmerksam geworden und ich freue mich, seinen Arbeitsalltag kennenlernen zu dürfen.

Inzwischen sind die ersten 8 Tage mit intensiver Fotografie und Bildbearbeitung vergangen und Herr Classen hat mir angeboten, über meine bisherigen Erlebnisse einen kleinen Erfahrungsbericht zu schreiben. Damit potentiell neue Auftraggeber, bestehende Kunden und auch Schüler und Schülerinnen, die nach einem passenden Praktikumsplatz recherchieren, einen authentischen Eindruck seiner Tätigkeit erhalten.

1.Tag: Industriefotografie in der Automobilindustrie

Der erste Tag begann direkt mit einem spannenden Fototermin: In der Nähe von Hamburg sollte Herr Classen Fotoaufnahmen einer neu installierten Produktionsanlage bei einem Automobilzulieferer anfertigen.
Zunächst packten wir die Fotoausrüstung zusammen: Mehrere Fotoapparate, zahlreiche Objektive, mehrere Blitze, eine Blitzanlage, Lampenstative, unterschiedliche Kamerastative usw. Danach zogen wir uns die Schutzkleidung an, die üblicherweise bei Fotoproduktionen in Industrieanlagen erforderlich ist, u.a. Sicherheitsschuhe und Warnwesten. Nun ging es mit voll beladenem Auto in das Industriegebiet.
Bei unserer Ankunft warteten bereits die Ansprechpartner des Industrieunternehmens auf uns und präsentierten uns die zu fotografierende Produktionsanlage. Dort war es teilweise sehr warm und laut. Inmitten des laufenden Produktionsprozesses wurden von Herrn Classen die Industriefotos angefertigt. Zwischendurch erklärte er mir immer wieder das weitere Vorgehen und ich bekam eine Kamera, mit der ich versuchen durfte, bestimmte Detailaufnahmen anzufertigen.

2.Tag: Zwei unterschiedliche Events an einem Tag 

Auch dieser Tag versprach sehr abwechslungsreich zu werden. Herr Classen war von zwei Kunden beauftragt worden, jeweils ein Event zu fotografieren. Bei der ersten Veranstaltung sollte der Auftakt am frühen Morgen und der Ausklang am Abend dokumentiert werden. Die zweite Veranstaltung fand während der Mittagszeit in der Nähe statt. Dadurch ließen sich beide Termine gut an einem Tag miteinander kombinieren.

Wir begannen also in der HafenCity mit dem Auftakt des ersten Events. Der Aufnahmeort war sehr schummrig beleuchtet und die gesamte Decke schwarz gestrichen. Daher stellte die Ausleuchtung eine besondere Herausforderung dar, denn indirekt über die Decke konnte ja leider nicht geblitzt werden.

Im Anschluss fuhren wir mit einem Taxi zu dem anderen Event, das in einer lichtdurchfluteten Location an der Außenalster stattfand. Hier herrschten ganz andere Rahmenbedingungen vor.
So wie bereits zuvor in der Hafencity bekam ich wieder eine Kamera zur Verfügung gestellt und ich durfte unauffällig vom Rand des Geschehens aus eigene Ideen umsetzen.

Gegen Abend fuhr Herr Classen wieder in die Hafencity, um den Ausklang des ersten Event zu dokumentieren. Da wir inzwischen aber bereits einen langen Tag hinter uns hatten, bekam ich frei, da ich die Aufnahmebedingungen und fotografische Vorgehensweise in der Hafencity ja bereits kennengelernt hatte.

3.Tag: Fotoshootings für Mitarbeiterporträts und Vorbereitung neuer Produktfotos

Auch an diesem Tag gab es viel zu tun: den gesamten Vormittag über fotografierten wir an verschiedenen Standorten in Hamburg Mitarbeiterporträts für ein bekanntes Einzelhandelsunternehmen. Diese Fotos wurden mit minimalem fotografischen Aufwand angefertigt, um die regulären Abläufe des Betriebs nicht zu beeinträchtigen.
Auf dieser Tour quer durch Hamburg holten wir zwischendurch von mehreren Industrieunternehmen Kartons mit Produkten ab, von denen noch Produktfotos angefertigt werden müssen.

4.Tag: Bildbearbeitung 

Nach all den Fotoproduktionen der vergangenen Tage stand nun die digitale Aufbereitung der Fotoaufnahmen auf unserem Programm. Die Bildbearbeitung dauert in der Regel länger als die Fotoshootings, daher würden wir an diesem Tag auch nur einen Teil der Fotos aufbereiten können, die bisher produziert worden waren.

Herr Classen bearbeitete auf Grund ihrer Aktualität zunächst die Eventfotos. Dabei lernte ich die ersten Bildbearbeitungsprogramme kennen, was mich besonders interessierte. Herr Classen nutzt zahlreiche unterschiedliche Programme, je nachdem, um welche Art von Motiv es sich gerade handelt und um welche Zielsetzung in der Bildbearbeitung. Das bekannte Bildbearbeitungsprogramm Photoshop kam dabei ebenfalls zum Einsatz und Herr Classen erklärte mir die entscheidenden Merkmale und Stärken dieser Software.

Nun hatte Herr Classen auch Gelegenheit, die Post und E-Mails der vergangenen Tage zu beantworten. Viel Papierkram musste erledigt werden, das online-Marketing wurde feinjustiert, Kameratechnik beim Händler bestellt usw. usw.

5. Tag: Industriefotografie und Porträtfotografie bei Hamburg

Am 5. Tag begannen wir mit einer Fotoproduktion, die mehrere Produktionstage in Anspruch nehmen wird.
Ein Industrieunternehmen aus Quickborn benötigt umfangreiches, neues Bildmaterial der Produktionsabläufe und der Firmengebäude. Auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollen mit neu angefertigten Mitarbeiterporträts ansprechend dargestellt werden.

Wegen der Komplexität der zu erwartenden Fotoproduktion hatte Herr Classen die Industrieanlage bereits zuvor detailliert in Augenschein genommen, um im Anschluss das Fotoshooting im Detail planen zu können.
Am ersten Produktionstag sollten die ersten Industriefotos und alle Mitarbeiterfotos angefertigt werden.

Wir begannen mit dem Aufbau des mobilen Fotostudios für die Porträtaufnahmen. Da eine ganz bestimmte, komplexe Lichtstimmung erzeugt werden sollte, war der Aufbau relativ aufwändig.

Besonders spannend fand ich an diesem Tag das Fotoshooting für die Industrieaufnahmen. Herr Classen war permanent auf der Suche nach spannenden Perspektiven. Hierfür bestieg er Hebebühnen, kletterte auf Flachdächer niedriger Gebäudeteile, legte sich auf den Boden, stieg auf Leitern usw. Ich konnte ihm bereits dabei behilflich sein, an gewünschter Stelle die Blitzanlage auf- und einzustellen.

6. Tag: Produktfotografie im mobilen Fotostudio

Inzwischen hatte ich bei Herrn Classen schon Fotoproduktionen für Industriefotos, Eventfotos, Architekturfotos und Porträts miterlebt. An diesem 6. Tag fuhren wir mit dem mobilen Fotostudio zu einem weiteren Auftraggeber, um dort Produktfotos von Tierfutter aufzunehmen.
Die Fotoproduktion fand in einer dunklen, kalten Halle statt. Herr Classen hatte mir zum Glück geraten, ich solle mich warm anziehen…

Beim Aufbau des mobilen Fotostudios konnte ich mittlerweile bereits sehr gut mithelfen.
Die zu fotografierenden Produkte spiegelten teilweise sehr stark und wir mussten das Fotoshootings unter etwas improvisierten Bedingungen durchführen. Beim Fotografieren griff Herr Classen auf diverse Tricks zurück, um die Problematik der Spiegelungen später im Rahen der Bildbearbeitung eliminieren zu können.
Dadurch wurde das Fotoshooting in der kalten Halle beschleunigt, die Behebung des Problems sozusagen zeitlich nach hinten in das warme Büro verschoben.